Brief an die Redaktion “Lampertheimer Zeitung”

17.02.2009

Zu den beiden Artikeln "50,1 Prozent sind mein Ziel" (Erich Maier will für eine weitere Amtszeit kandidieren/ Herausforderungen zu meistern ) und "G-Variante statt quer durch den Wald" (Neue Bürgerinitiative befürchtet ICE-Trasse über Heide und direkt an Neuschloß vorbei)

schrieb unser Mitglied Reinhard Klose folgenden Leserbrief:

"Aus Fehlern lernen?"

Bürgermeister Erich Maier hat öffentlich und tief in sein Inneres schauen lassen. Das macht ihn einerseits sympathisch, andererseits offenbart es ein starkes Harmoniebedürfnis, neben hohem Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein. Es ehrt ihn, "an Bord" bleiben zu wollen, damit nicht die beiden wichtigsten Ämter der Stadt innerhalb kürzester Zeit neu besetzt werden müssten. Herr Maier scheint sich aber durch seine Zurückhaltung etwas schwer zu tun, auf Mitbürger mit anderen Meinungen zuzugehen. Völlig unverständlich und irritierend ist seine Äußerung auf die Frage nach seinen "Feinden", dazu falle ihm "nur die Initiative ProHüttenfeld ein". Dies ist ein gleichermaßen beschämender wie erschreckender Fauxpas, der einem Stadtoberhaupt nicht passieren darf. Der damaligen Bürgerinitiative "Müllwahnsinn", aus der erst später der gemeinnützige Verein ProHüttenfeld hervorgegangen ist, ging es immer nur um die Verhinderung von Fehlentwicklungen in einer von zwei Seiten unterschiedlich und konträr bewerteten Müll-Angelegenheit.

Insofern ist es begrüßenswert, wenn Erich Maier heute versichert "zwischen BI (die Zweite) und die Stadt passe kein Löschblatt". Die Verwaltung würde alles tun, um diese BI zu unterstützen. Wie sehr hätte sich die BI "Müllwahnsinn" seinerzeit eine solche Unterstützung gewünscht. Was, wenn Herr Maier damals betroffener Hüttenfelder Bürger gewesen wäre? Gottlob haben BILA und die Stadt heute ein gemeinsames Interesse. Apropos - sind aus Sicht der Kernstadt Hüttenfelder auch Lampertheimer?

Dass sich nun eine "BI Lampertheim - Lebensraum vor ICE-Trasse" gegründet hat, ist gut und längstens überfällig. Der Name "Lebensraum" ist Programm. Um diesen geht es, nicht nur für Natur, Flora und Fauna, sondern letztlich um das Wohl für uns Menschen, denn wir sind Teil dieses, unseres Lebensraumes. Diesen müssen wir schützen und bewahren, damit helfen wir uns selbst am effektivsten. Der Mensch steht auf Erden an der Spitze aller Geschöpfe, aber er selbst ist kein Lebensraum, sondern der größte Störfaktor in diesem.

Die BI Lebensraum fordert eine sogenannte G(artenstadt)-Trasse, um diese weg von Lampertheim und Neuschloß nach Osten zu verschieben. Ob letztlich der Schwenk von der A67 nach Westen erst ab der L3110 oder aber noch weiter südlich oder - für eine geradlinigere Trasse - schon weiter nördlich erfolgt, bleibt letztlich fast egal. Es ist und bleibt die gravierendste Zerschneidung dieses Landschaftsraumes. Es gilt deshalb mit oberster Priorität, diesen heute schon stark belasteten, aber noch halbwegs zusammenhängenden Waldbestand - in einer immer dichter zusammenwachsenden sogenannten Metropolregion - nicht zu zerstückeln. Kann sich die Bevölkerung Rhein-Neckar-Ried eine weitere Zerstörung dieses ihres Lebensraumes überhaupt leisten?

Hat sich die BI "Lebensraum vor ICE-Trasse" schon die Frage gestellt, was ist, wenn es nicht gelingt, die Trasse gen Osten zu schieben, wenn die Bahn schlichtweg nein sagt, weil so ein Winkelversatz in der Trassenführung eines europäischen Hochgeschwindigkeitsnetzes eine absolute Lachnummer ist? Was dann? Eines ist heute schon sicher: Die Trasse kommt - und in ziemlich direkter Linienführung. Welche Antworten und Lösungen haben der Bürgermeister und die BILA auf dieses Szenario?

Der Verkehrswegeplan des Bundes fordert eine Bündelung der Verkehrstrassen (nicht zwangsläufig nur mit vorhandenen Autobahnen, auch vorhandene Bahntrassen sind nicht tabu). Dies scheint vernünftig. Man muss jetzt den unabwendbaren Tatsachen ins Auge sehen und das richtige Bündel schnüren. Dazu gehört vor allem unabdingbare Weitsicht in Sachen Lebens- und Landschaftsraum. Ich wünsche in jeder Hinsicht allen die Kraft und Bereitschaft, aus den vielfältigen Fehlern der Vergangenheit zu lernen.

Reinhard Klose,

Hüttenfeld

 

Pro Hüttenfeld e.V.

Juni 2008 Hirschkäfer & Schotterwegbegehung Viernheimer Wald 065b
Schloss 2 Juni 2008 Hüttenfeld neu