Anlass: Zwei Mitglieder des Vereins haben unabhängig voneinander das Forstamt um Auskunft über Sinn und Ziel dieser Maßnahmen gebeten. Das Forstamt Lampertheim hat diese Anfragen zunächst nicht geantwortet. Dies ist ein Zustand, der so nicht hingenommen werden kann. Schließlich geht es hier um Umweltfragen und nach dem Umwelt-Informations-Gesetz (UIG) ist das Forstamt verpflichtet, auskunft zu erteilen. Erst als eine übergeordnete Dienststelle auf diesen Vorgang hingewiesen wurde, kam dann auch umgehend folgende Antwort aus Lampertheim: „... Das im Jahr 2007 begonnene Wegebauprogramm der US-Army ist beendet. Die fachliche Umsetzung der Wegeinstandsetzung erfolgte forstüblich mit natürlichen Materialien, einer Rundprofilierung zur Wasserableitung und einer feinkörnigen Verschleißschicht, die die Nutzung als Fuß-, Rad- und, wo örtlich zulässig, als Reitweg erlaubt. Die Erholungsfunktion des Waldes ist für die Bewirtschaftung von großer Bedeutung. In die Waldpflege, Waldverjüngung und die Sicherheit der Waldbesucher investiert Hessen-Forst in den durch Grundwasserabsenkung, Maikäfer- und Mistelbefall beeinträchtigten Wald zwischen Viernheim und Lampertheim erhebliche Summen und finanziert diese Maßnahmen durch die aus der Waldbewirtschaftung erzielten Einnahmen. Walderhaltung und Waldpflege sind ohne eine sinnvolle Erschließung des Waldes nicht möglich. Sie wird zwischen dem Forstamt und der US-Army abgestimmt und steht auch der erholungssuchenden Bevölkerung zur Verfügung. Die von Ihnen gesehenen Schilder kennzeichnen den Übungsbereich der US-Army und dienen den Soldatinnen und Soldaten zur Orientierung.“ Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Städte Viernheim und Lampertheim, auf deren Gemarkungen der Wald liegt, von diesen Maßnahmen nicht unterrichtet wurden. Da wir der Meinung sind, dass auch die Politik und die Öffentlichkeit vom Forstamt in geeigneter Form von diesen Maßnahmen mit einer Begründung für deren Notwendigkeit hätte unterrichtet werden müssen, haben wir auch Politiker aus beiden Gemeinden sowie die Lampertheimer Presse benachrichtigt, was dazu führte, dass Herr Schepp, Leiter des Forstamts Lampertheim, selbst in eine Offensive eingetreten ist, um die Öffentlichkeit zu informieren. Der „Südhessen Morgen“ (Tanja Rühle, Schotterpisten im Wald sorgen für Unmut) und die „Lampertheimer Zeitung“ (Oliver Lohmann, Schlaglöcher für Fahrzeuge beseitigt) haben in ihren Ausgaben jeweils am 21. Juni darüber berichtet. Herr Schepp wies darauf hin, dass nur bereits bestehende Schotterwege instand gesetzt worden, d.h. es wären keine Sandwege geschottert worden. Insgesamt seien 15 – 20 km wiederinstandgesetzt (d.h. geschottert) worden. Die Wege seien nicht verbreitert worden, wenn dies auch so scheine. Wasserlöcher seien neu angelegt worden, allerdings seitlich der Wege. Die Maßnahme hätte 300.000 € gekostet. Diese Kosten hätten die Amerikaner übernommen. Die Naturschutzverbände (welche?) und der Reiterverband (welcher?) seien benachrichtigt worden. Er sieht in den Baumaßnahmen nur Vorteile, da die Wege außer für Militär- und Forstfahrzeugen jetzt auch für die Feuerwehr besser befahrbar seien und auch von Radfahrern besser benutzt werden könnten, da es jetzt keine Schlaglöcher mehr geben würde („... und wies stolz auf einen Radfahrer, der die Strecke ohne größere Anstrengung fahren konnte“, vgl. Lampertheimer Zeitung). Die Angst von Naturliebhabern, dass nun eine verstärkte Übungstätigkeit stattfinden könne, verneint er auf Grund von Auskünften von der U.S. Army. Aber:...’Ob das alles so gemacht wird, kann ich nicht sagen’, erklärt er“ ( Südhessen Morgen). Nach Auskunft der Amerikaner wird aber an dem Übungsgelände festgehalten (vgl. Südhessen Morgen). Das Gelände wird für Logistik- und Infantrie-Übungen genutzt, so dass man nicht erschrecken sollte, „wenn sich im Wald Soldaten tummeln“ (Lampertheimer Zeitung). Die Amerikaner wüssten nicht, ob sie das Gelände in Zukunft noch benutzen wollten (Lampertheimer Zeitung). Ergebnisse der Besichtigung: 1. Es wurden eine sehr große Anzahl von Wegen mit einer Schotterschicht versehen. Darunter befanden sich nicht nur Wege, die bereits vorher einmal geschottert waren. Die Wege waren früher auch durch Militärfahrzeuge und die Feuerwehr gut befahrbar. Die meisten Wege wie z.B. der Grenzweg wiesen keine Schlaglöcher auf. Sie waren naturnah, in dem sie an den Rädern und auf den Wegen selbst eine interessante Flora aufwiesen. Bis sich dieser Zustand auf den neu geschotterten Wegen wieder einstellen wird, wird es noch sehr viele Jahre dauern. Die meisten Wege haben für viele Jahre ihre Naturnähe verloren, so dass ihr Erholungswert sehr eingeschränkt ist und im Prinzip nur für Radfahrer interessant ist, deren Ziel die Bewegung von A nach B und nicht die Erholung in der Natur ist. Für Wanderer und Fußgänger sind sie völlig uninteressant geworden. Wer will schon auf derartig uninteressanten, geschotterten Wegen laufen. 2. Es ist zwar richtig, dass die Wege nun wieder mit dem Fahrrad befahrbar sind, nachdem sie mit „Feinschotter“ abgedeckt und gewalzt wurden. Dies waren sie vorher jedoch auch. Der Feinschotter ist relativ grob, so dass nicht die gesamte Wegbreite wegen der z.T. starken Wölbung gefahrlos benutzbar ist. Besser wäre wohl ein noch etwas feinerer Schotter gewesen. 3. Die geschotterten Waldwege stellen breite Wald-Autobahnen für die Holzabfuhr dar. Die Feuerwehr benötigt keine derartigen Straßen, die alten Wege waren ausreichend. Wozu sie für ein militärisches Übungsgelände – außer vielleicht die Straße zum Schießplatz mit Schlaglöchern – notwendig sind, hat sich uns nicht erschlossen, da diese Fahrzeuge geländegängig sind. 4. Es wurden nicht nur die Haupt-Durchgangswege geschottert, sondern auch Querverbindungen zwischen diesen. Diese stellen ein besonders starker Eingriff in die Natur war, da diese Wege – auch wenn sie vor sehr vielen Jahren einmal geschottert waren – sich im Laufe der Zeit sehr naturnah entwickelt hatten bzw. u.E. noch nie geschottert waren. 5. Wir haben nicht alle Wege befahren. Nach unseren Erkenntnissen müssten die neu geschotterten Wegstrecken insgesamt länger als 20 km sein. Interpretation und Fragen Die o.a. Aussage, dass die Erholungsfunktion des Waldes für die Bewirtschaftung von großer Bedeutung sei, und deshalb wohl diese Schotterautobahnen für die Holzabfuhr notwendig seien, ist völlig unverständlich. So wie diese Wege gebaut wurden, sind Wirtschaftlichkeit und Erholungsfunktion nicht miteinander kompatibel. Obwohl die Erholungsfunktion und die Wirtschaftlichkeit des Waldes gesetzlich gleichrangig sind, dominiert hier wohl der betriebswirtschaftliche Aspekt, da die Forstverwaltungen wohl an ihren wirtschaftlichen Erlösen und nicht an ihrer volkswirtschaftlichen Effizienz gemessen werden, welche auch ökologische Aspekte umfasst. Mit großer Verwunderung und Unverständnis haben wir 2007 die Stellungnahme des Forstes bezüglich der Bewaldung der Mülldeponie zur Kenntnis nehmen müssen, in der die ökologische Nachhaltigkeit überhaupt keine Rolle gespielt hat. Die Schotterung der Waldwege wurde angeblich von der U.S. Army in Auftrag gegeben und von ihr auch finanziert. Hier stellt sich schon die Frage, ob letztendlich nicht der deutsche Steuerzahler die Zeche bezahlt und warum und wofür die Amerikaner diese Schotterwege benötigen. Für die Infantrie sind sie völlig unnötig, da diese wohl im Gelände übt und nicht auf den Schotterwegen. Was sind eigentlich Logistik-Übungen? Angeblich plant die U.S. Army keine Ausweitung der militärischen Übungen, stellt aber den gesamten Wald mit Schildern voll, damit sich die Soldaten nicht verirren. Wozu gibt es eigentlich GPS, das die Amerikaner im Irak so intensiv benutzt hatten? Wenn der deutsche Steuerzahler die Zeche bezahlt, so muss die Frage gestellt werden, wieviel Holz eigentlich eingeschlagen werden muss, damit diese Wegebaumaßnahmen überhaupt rentierlich sind? Vermutlich werden sich die entstandenen Kosten niemals amortisieren. Müssen die großen Holzabfuhrfahrzeuge, für die diese Wege wohl in erster Linie geschottert werden, eigentlich nahezu überall im Wald hinfahren können, um die Baumstämme zu laden? Die Holzabfuhr lässt sich sicherlich ökonomisch und ökologisch sinnvoller organisieren. Warum wurden eigentlich die Stadtverwaltungen von Viernheim und Lampertheim nicht informiert? Es handelt sich hier vermutlich zwar um Staatswald, beide Städte sollten im Interesse ihrer Bürger jedoch ein großes Interesse daran haben, dass die Erholungsfunktion des Waldes gewahrt wird, denn dieser Wald wird von vielen Bürgern zur Erholung genutzt – wie wir uns anlässlich der Radtour überzeugen konnten. Außerdem kann nicht zugelassen werden, dass der Übungsbetrieb ausgeweitet wird. In diesem Zusammenhang stellt sich schon die Frage, welche Rechte die Amerikaner an diesem Waldgebiet über 60 Jahre nach Kriegsende noch haben. |
Fahrradtour zur Besichtigung der Schotterwege im Viernheimer/ Lampertheimer Wald am 22. Juni 2008
Siehe hierzu auch folgenden Link zum Thema Schotterwege:
http://www.natur-um-huettenfeld.de/html/schotterstrassen_im_wald.html
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Pro Hüttenfeld e.V. |
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